Maria – Kšnigin der Engel

Fatima-SŸhnemesse am 13. JŠnner 1980 (Loreto)

 

BrŸder und Schwestern im Herrn!

Sicher wissen die meisten von euch, dass die einzelnen Tage jeder Woche seit Jahrhunderten einem bestimmten christlichen Geheimnis geweiht sind: Der Sonntag der Auferstehung Jesu Christi, der Montag der Heiligsten Dreifaltigkeit, der Dienstag den hl. Engeln, der Mittwoch dem hl. Josef, der Donnerstag der hl. Eucharistie, der Freitag dem gekreuzigten Heiland und seiner schmerzvollen Passion, der Samstag der jungfrŠulichen Gottesmutter.

Vor 13 Tagen haben wir nun ein neues Jahr begonnen. Mir kommt beim Jahreswechsel immer vor, als ob wir beachten sollten, mit welchem Wochentag das neue Jahr beginnt, weil das neue Jahr dann jeweils ganz besonders im Zeichen jenes Geheimnisses steht, dem der betreffende Tag der Woche geweiht ist.

Diesmal fiel der Neujahrstag auf einen Dienstag. Der Dienstag ist – wie ich vorhin sagte – in besonderer Weise den hl. Engeln geweiht. So steht dieses Jahr 1980 in besonderer Weise im Zeichen der hl. Engel und ihrer Kšnigin.

So wollte ich an diesem ersten Fatimatag des Jahres 1980 Ÿber Maria als Kšnigin der Engel predigen und euch veranlassen, in diesem Jahr die hl. Engel besonders zu verehren und anzurufen.

Noch ein anderer Anlass legte mir fŸr diesen ersten Fatimatag im neuen Jahr dieses Predigtthema ãMaria – Kšnigin der Engel und die hl. EngelÒ nahe:

Es gab nŠmlich, wie ihr wisst, in den letzten Tagen und Wochen Aufregung Ÿber Aufregung in gewissen Kreisen, weil der Papst durch die Glaubenskongregation gewagt hat, dem deutschen Theologieprofessor Hans KŸng die Lehrerlaubnis zur Ausbildung von Priesterkandidaten zu entziehen und zwar deshalb, weil dieser Theologieprofessor manche Dogmen wie die pŠpstliche Unfehlbarkeit, die PrŠexistenz und Wesensgleichheit des Sohnes Gottes Jesus Christus mit Gott Vater, die immerwŠhrende JungfrŠulichkeit Mariens und mehrere andere Dogmen in seinen BŸchern in Frage gestellt, uminterpretiert oder offen geleugnet hat. Wie auf diese Weise in den letzten Jahren von diesem und anderen modernen, modernistischen Theologen das ganze GlaubensgebŠude unterminiert und fast zum Einsturz gebracht wurde, weil dann, wenn ein grundlegendes Dogma geleugnet wird, fast notwendig wie in einer Kettenreaktion die anderen Dogmen in die Bezweiflung oder Leugnung hineingezogen werden, das glŠubige Volk dabei aber im Glauben immer mehr verunsichert wird und zuletzt nicht mehr wei§, was es denn noch glauben soll, das kŸmmert gewisse Leute, die sich da jetzt durch ihre Unterschrift mit Professor Hans KŸng gegen den Papst, den obersten Lehrer und Hirten der Kirche, solidarisiert haben, in keiner Weise. Der Papst aber und die Bischšfe in SolidaritŠt mit ihm haben die heilige Pflicht und Aufgabe, Ÿber den unverfŠlschten und unverkŸrzten Glauben zu wachen. So hat ja Christus beim letzten Abendmahl zu Petrus gesprochen als gŸltig fŸr alle Petrusnachfolger: ãSatan hat verlangt, euch wie den Weizen zu sieben. Aber ich habe fŸr dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke – und du bringe deine BrŸder zurecht und stŠrke sie!Ò (Lk 22,31f)

Zum unverkŸrzten Glaubensgut, das der oberste Lehrer und Hirte der Kirche zu beschŸtzen hat, gehšrt nun u.a. auch die Wahrheit von der Existenz guter und bšser Geister. Hier ist es ein anderer TŸbinger Theologieprofessor, Heribert Haag, der den ãAbschied vom TeufelÒ propagiert und behauptet hat, es gebe nur das Bšse, nicht aber den Bšsen in Person. Wenn es aber den gefallenen Erstengel Luzifer, den die Hl. Schrift Satan oder Teufel nennt, samt seinem Anhang, den bšsen Geistern oder DŠmonen, nicht gibt, dann gibt es Ÿberhaupt keine Engel.

Wir aber haben mit der gesamten Tradition herauf durch die Jahrhunderte und mit dem Kirchlichen Lehramt auch an die Existenz jener personalen, rein geistigen Wesen zu glauben, die in der Hl. Schrift so oft genannt und als Engel oder Boten Gottes bezeichnet werden.

Wenn ich da zuerst an die €u§erungen des Kirchlichen Lehramtes in der Frage nach der Existenz der guten und der gefallenen Engel mit dem Teufel an der Spitze erinnern darf, so ist zu sagen, dass solche €u§erungen zwar nicht sehr zahlreich, aber doch vollauf hinreichend und klar sind:

1.    Zuerst sei auf die verschiedenen Glaubensbekenntnisse schon aus Šltester Zeit hingewiesen, die sehr frŸh schon und ziemlich regelmŠ§ig betonen, dass Gott neben den sichtbaren auch ãunsichtbare WesenÒ, also Geistwesen, Engel, ins Dasein gerufen hat. Das wurde ausdrŸcklich auch von den Konzilien von Nicaea (325) und Konstantinopel (381) bestŠtigt, sowie vom I. Konzil von Toledo (400) nachdrŸcklich betont.

 

2.    Die Wahrheit von der Erschaffung und Existenz der Engel, der guten wie der gefallenen, wurde dann ausdrŸcklich vom IV. Laterankonzil (1215) als Glaubenswahrheit hingestellt: ãFest glauben wir und aufrichtig bekennen wir..., dass Gott der Ursprung aller Dinge ist, der Schšpfer der sichtbaren und unsichtbaren, der geistigen und der kšrperlichen Wesen. Gott hat in seiner allmŠchtigen Kraft im Anfang der Zeit in gleicher Weise beide Ordnungen der Schšpfung aus dem Nichts geschaffen, die geistige und die kšrperliche (materielle) Welt, d.h. die Engelwelt und die irdische Welt und dann die Menschenwelt, die gewisserma§en beide umfasst, da sie aus Geist und Kšrper besteht. Der Teufel und die anderen DŠmonen sind von Gott ihrer Natur nach gut erschaffen worden, aber sie sind durch sich selbst (durch eigene Willensentscheidung) schlecht geworden. Der Mensch jedoch sŸndigte auf Eingebung des Teufels.Ò

 

3.    Das I. Vaticanum hat sich in der Apostolischen Konstitution ãDei FiliusÒ die ErklŠrung des IV. Laterankonzils wortwšrtlich zu eigen gemacht und ebenfalls betont, das Gott die Geisterwelt der Engel ins Dasein gerufen hat.

 

4.    Auch auf das II. Vaticanum kann verwiesen werden; es verschweigt nŠmlich keineswegs die Engel und DŠmonen. Und wenn in unserer Zeit das Dasein und die Wirksamkeit der Engel und DŠmonen in Frage gestellt und  vielfach geleugnet wird, so mag man sich dabei auf manche angebliche AutoritŠten berufen, všllig zu Unrecht jedenfalls aber auf das II. Vaticanum, denn dieses hat, wie ausfŸhrlich aufgezeigt werden kšnnte, die Existenz und Wirksamkeit der guten und der gefallenen Engel bestŠtigt und bekrŠftigt.

 

5.    Der verstorbene Papst Paul VI. hat in seinem kostbaren ãCredo des GottesvolkesÒ dort, wo er vom Schšpfergott und vom Schšpfungswerk spricht, ausdrŸcklich den Glauben an die reinen Geister, die wir Engel nennen, gefordert.

 

6.    Was speziell die Existenz des Teufels und der  DŠmonen, also der gefallenen Engel betrifft, so hat die PŠpstliche Glaubenskongregation - dem Beispiel des Papstes Paul VI. folgend, der am 15. Nov. 1972 sehr eindringlich vor dem wirklich existierenden Teufel und seiner heute ganz besonders gefŠhrlichen WŸhlarbeit gewarnt hatte – Ende Juni 1975 ein Dokument herausgegeben, in welchem ein ausfŸhrlicher Schrift- und Traditionsbeweis fŸr die Glaubenslehre von der Existenz der gefallenen Engel gebracht wird.

 

7.    Zuletzt gehšrt unbedingt auch noch beachtet, welche Rolle die Engel im Leben der Kirche, vor allem in der Liturgie und im Fršmmigkeitsleben der GlŠubigen spielen. Die Kirche weist in ihrer Liturgie hŠufig auf die Engel hin und ist von ihrer Existenz zu tiefst Ÿberzeugt; die Kirche feiert das Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael am 29. September und feiert den Gedenktag der heiligen Schutzengel am 2. Oktober. Die Kirche lŠsst uns Priester an jedem festfreien Dienstag die Votivmesse von den hl. Engeln feiern, die Kirche kennt eine eigene PrŠfation von den Engeln und schlie§t die rund 80 PrŠfationen, die es jetzt im neuen Messbuch gibt, immer mit dem Hinweis auf die heiligen Engel ab, die in unser Dreimalheilig im Lobpreis auf den dreifaltigen Gott einstimmen. Ich pflege meinen Studenten gerne zu sagen: ãDie Kirche wŸrde uns also tagtŠglich glatt anlŸgen, wenn sie so oft von den Engeln redet und es keine Engel gŠbe!Ò Es ist fŸr einen Salzburger Stadtpfarrer so bezeichnend, dass er bei der meist sehr willkŸrlich gestalteten Messfeier in alle PrŠfationen den  Hinweis auf die Engel weglŠsst. Der Grund, warum er das tut, ist wohl jedem klar: Er wird eben nicht mehr an die Existenz der Engel glauben. Dass er dabei aber die ganze Kirche indirekt der LŸge zeiht, ist wohl auch klar.

Schauen wir uns jetzt noch das Zeugnis der hl. Schrift fŸr die Existenz der Engel, der guten wie der gefallenen an.

Fortsetzung fehlt!!